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Selbsthilfe

Depressionen in Familie und Freundeskreis

Ein geliebter Mensch ist an einer Depression erkrankt?

Sich der herausfordernden Realität des Kampfes gegen ein psychisches Problem zu stellen, kann ziemlich entmutigend sein. Psychische Leiden durchdringen alle Lebensbereiche: Sie verändern die Beziehungen am Arbeitsplatz, zu Hause und vor allem – sie verändern die Beziehung eines Menschen zu sich selbst.

Leider ist es meistens eine Veränderung zum Schlechten. Ein schleichendes Gefühl der Wertlosigkeit, des Selbsthasses, ständige negative Dialoge im Kopf, … Die Liste geht immer weiter. So schwer es ist, eine Person zu sein, die von einer psychischen Erkrankung betroffen ist, so herausfordernd ist es auch, mit einer solchen Person umzugehen.

Die am häufigsten berichteten Familienprobleme sind:

  • verminderte Aktivitäten im sozialen Leben,
  • eheliche Schwierigkeiten,
  • Angstzustände,
  • Schlaflosigkeit.

Darüber hinaus entdeckte eine Studie aus dem Jahr 2010 eine direkte Korrelation zwischen der familiären Belastung und der Therapietreue von Patient:innen. Auch hat sich gezeigt, dass psychoedukative Interventionen in der Familie ein wirksames Mittel sind, um die Therapietreue zu verbessern.

Wenn jemand in Ihrer Familie an einer Depression leidet, sind Sie mit Sicherheit schon der einen oder anderen Herausforderung begegnet. Dieser Text soll Ihnen helfen, sich in dieser komplexen Angelegenheit zurechtzufinden und wird Strategien vorschlagen, die die Situation Ihres Angehörigen und auch Ihre eigene verbessern können.

 

Anzeichen und Symptome einer Depression erkennen

Depressionen haben einen großen Einfluss auf die Persönlichkeit. Oft werden die Menschen reizbarer, distanzierter und entwickeln eine insgesamt vermeidende Haltung. Sie können sich feindselig verhalten und bei Familienmitgliedern schnell den Enthusiasmus und die Hoffnung zerstören, hilfreich und fürsorglich zu sein.

Aus psychoanalytischer Sicht wird eine depressive Person als jemand beschrieben, der seine „Kathexis“ (der Prozess der Zuweisung von mentaler oder emotionaler Energie zu einer Person, einem Objekt oder einer Idee) von der Außenwelt in sich selbst „zurückgezogen“ hat. Im realen Leben könnte sich das in Distanzierung und scheinbarem Desinteresse an der Außenwelt äußern. Bildlich gesprochen braucht die Person viel mentale Energie, um mit der Depression fertig zu werden und die normale Interaktion mit Familie und Freunden ist „überfordernd“. Bitte beachten Sie, dass dies keine bewusste Entscheidung, sondern eher einen Notfallbewältigungsmechanismus der Psyche darstellt, um alle Ressourcen zu sammeln und sie nach innen, statt nach außen zu lenken. Menschen würden sich zum Beispiel schrecklich fühlen, wenn sie ihre Ehepartnerin oder ihren Ehepartner ignorieren würden, aber sie haben keine mentale Kapazität, ihre Sorgen zu kommunizieren.

Eine Familie ist ein lebendiges System. Wenn ein Mitglied leidet, leidet das ganze System. Menschen spüren das Leiden ihrer Angehörigen, als wäre es ihr eigenes. Je näher sich Menschen stehen, desto schwieriger ist es manchmal, zwischen den eigenen Gefühlen und denen des Gegenübers zu unterscheiden. Deshalb ist es wichtig, geistig vorbereitet zu sein, wenn Situationen und Emotionen zu Hause eskalieren.

Liste der Depressionssymptome ansehen

Suchen Sie professionelle Hilfe

Falls Sie das Gefühl haben, dass Ihre Partnerin bzw. Ihr Partner oder ein Familienmitglied Anzeichen einer Depression zeigt, tun Sie Ihr Bestes, um diese Person zu ermutigen, eine medizinische Fachkraft aufzusuchen. Sowohl Hausärzt:innen als auch Psychotherapeut:innen können eine professionelle Einschätzung der aktuellen Situation geben. Eine Depression ist eine Erkrankung, die wie jede andere körperliche oder psychische Erkrankung rechtzeitig behandelt werden kann und sollte. Wenn dieser Schritt noch nicht erfolgt ist, sollten Sie so schnell wie möglich einen Termin mit einer Ärztin oder einem Arzt vereinbaren, um das weitere Vorgehen zu planen.

Informieren Sie sich über Depressionen

Ein ganz grundsätzlicher Tipp: Natürlich ist es enorm hilfreich, so viel wie möglich über die Krankheit Depression, die Auswirkungen und die Therapiemöglichkeiten zu wissen. Das schafft nicht nur Verständnis für Betroffene, sondern gibt Ihnen auch mehr Wissen und damit realistischere Erwartungen an den Prozess der Bewältigung.

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Bauen Sie eine starke unterstützende Umgebung auf

Die häusliche und familiäre Unterstützung wird eine große Rolle bei der Genesung von der Depression spielen. Jede Anstrengung, die Sie in das häusliche Umfeld stecken, wird wahrscheinlich eine größere Wirkung haben als Sie erwarten. Es stimmt, dass Sie eine:n Betroffene:n nicht „reparieren“ können, aber Sie können auf jeden Fall helfen.

Es wurde festgestellt, dass eine depressive Erkrankung direkt mit dem Ess- und Schlafverhalten sowie dem Aktivitätsniveau verbunden ist. Auf der anderen Seite vermindert sie die Motivation. Oftmals verhalten sich depressive Menschen passiv, apathisch und essen zu viel oder zu wenig. In diesen Dingen kann eine nahestehende Person eine große Hilfe sein.

Versuchen Sie erstens, eine stressfreie Atmosphäre zu schaffen. Sprechen Sie mit der betroffenen Person über ihre Bedürfnisse. Führen Sie vielleicht mehr Routine in das Leben ein: zur gleichen Zeit essen, Medikamente einnehmen, spazieren gehen usw., damit die Person sich mehr unter Kontrolle hat und nicht vom Alltag überwältigt wird. Ermutigen Sie die Person, Pläne für die nahe Zukunft zu machen: nächste Woche ins Kino gehen, zum Abendessen ausgehen usw. Depressive Menschen würden oft fast alle sozialen Situationen und Interaktionen oder überhaupt jede Aktivität vermeiden. Es ist gut, da zu sein, um wenigstens ein Minimum an Aktivität und Zukunftsplanung zu fördern.

Wenn möglich, ermutigen Sie die betroffene Person, sich am Kochen zu beteiligen. Das ist aus zwei Gründen gut. Erstens, der offensichtliche Grund: Gesundes Essen ist extrem wichtig und ein starker Faktor bei der Genesung. Zweitens: Der bloße Prozess des Kochens erfordert ein gutes Maß an Beteiligung. Auch das Planen, Einkaufen, die tägliche Zubereitung des Essens, also das Übernehmen von Kontrolle und Verantwortung, bedeutet auch einen Einsatz für die eigene Gesundheit. Vielleicht wird die Person nicht bereit sein, jeden Tag mitzuhelfen, aber ermutigen Sie sie, sich zu beteiligen.

Wir können das Essen nicht erwähnen, ohne über Bewegung zu sprechen: Seien Sie da, um Spaziergänge, Läufe, Wanderungen, Yoga oder andere Bewegungsformen zu initiieren. Bei mittelschweren depressiven Episoden kann sich Bewegung genauso positiv auf die Genese auswirken wie ein Antidepressivum, während sie bei schweren Depressionen eine starke Begleitbehandlung darstellt.

Was Menschen essen, ist wichtig, aber manchmal wird das, was sie trinken, zum Problem. Achten Sie auf veränderte Alkoholkonsumgewohnheiten: Wenn aus dem üblichen Glas Wein plötzlich eine ganze Flasche geworden ist, sollten Sie einschreiten. Das Gleiche gilt für Drogenkonsum, verschreibungspflichtige Medikamente, usw.

Sorgen Sie für sich selbst

Da Sie selbst das unterstützende System sind, brauchen Familienmitglieder, Kinder, Ehepartner:innen und Freund:innen mentale Stärke und Beweglichkeit. Es ist keine Schande, Zeit für sich selbst zu brauchen, es ist keine Schande, eine Pause oder jemanden zum Reden zu brauchen. Es ist nicht nur nicht beschämend, es ist notwendig. Eine depressive Episode kann sich über Monate hinziehen und ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Jemanden zum Reden zu haben, ist sehr wichtig. Vielleicht ein Freund, eine Fachperson oder eine Selbsthilfegruppe?

Oft verringern Menschen ihre sozialen Interaktionen in Übereinstimmung mit ihrer depressiven Partnerin bzw. ihrem depressiven Partner. Wenn es möglich ist, versuchen Sie, am Leben teilzunehmen, denn das ist wichtig für Ihre eigene psychische Gesundheit. Es kann sein, dass die erkrankte Person nicht in der Lage und nicht gewillt ist, sich mit Menschen zu treffen, ins Kino oder zum Tanzen zu gehen – und das ist völlig normal, weil sie depressiv ist und all diese Aktivitäten einfach zu viel sind. Sie hingegen haben auch eine Verantwortung gegenüber sich selbst. Nehmen Sie sich eine „Auszeit“ vom Betreuerdasein. Ihre Hobbys weiterhin zu genießen, ist kein Verrat. Betrachten Sie es als emotionales Auftanken.

Auf Freund:innen zugehen

Es ist durch die Forschung bestätigt, dass Menschen, die Unterstützung von ihren Familienmitgliedern erhalten, bessere Aussichten auf eine Genesung haben. Eine weitere interessante Tatsache ist, dass die Unterstützung durch den Freundeskreis ein noch stärkerer Prädiktor für eine erfolgreiche Genesung sein kann. Eine Interpretation davon ist, dass die Unterstützung durch die Familie in gewissem Sinne zu erwarten ist – während die Unterstützung von außerhalb der Familie möglicherweise als noch wertvoller empfunden wird.

Natürlich gibt es auch Fälle von Familienkonflikten, schlechter Kommunikation und ungesunder Atmosphäre zu Hause. In diesen Fällen kann die Unterstützung von außerhalb absolut entscheidend für die Genesung sein. Allerdings sind Menschen oft nicht bereit, ihre Probleme mit Freund:innen zu teilen, da sie ihnen nicht zur Last fallen wollen. Sie könnten die an Depression erkrankte Person nach ihrem Verhältnis zu Freund:innen im Verlauf der Depression fragen: Kommunizieren sie noch regelmäßig oder haben sie den Kontakt gemieden? Wenn sie in Kontakt sind, wurden die depressionsbedingten Probleme besprochen? Es kann eine gute Idee sein, die betroffene Person zu ermutigen, einen Freund aufzusuchen und sich diesem anzuvertrauen, oder einfach etwas Zeit mit ihm zu verbringen.

Was Sie NICHT tun sollten

Wenn ein Familienmitglied einer depressiven Person die Einstellung hat, dass diese Person einfach nur traurig oder faul ist, kann die Nähe des Familienmitglieds mehr schaden als nützen. Fragen und Sätze, die man als angehörige Person vermeiden sollte, sind: „Kannst du nicht einfach mal fröhlich sein?“, „Das bildest du dir alles nur ein.“, „Warum bist du so faul?“, „Weißt du, dass es manche Leute viel schlimmer haben als du?“, usw.

Das bringt uns zurück zu Punkt zwei: Lernen Sie etwas über Depressionen und seien Sie einfühlsam. Geben Sie der depressiven Person Raum, um deprimiert zu sein und die eigenen Gefühle auszusprechen. Fragen Sie die Person, wie sie sich fühlt, statt das „Warum“ zu hinterfragen. Fragen Sie, wie Sie helfen können, statt ungefragte Ratschläge zu geben. Fragen Sie nach dem Schlaf, dem Appetit, dem Energielevel. Versuchen Sie, Dinge zu bemerken, die sie vielleicht an sich selbst nicht bemerken können. Zeuge zu sein, wie ein geliebter Mensch leidet, kann sehr herausfordernd und überwältigend sein. Es ist schwierig, die Balance zu halten zwischen Einfühlungsvermögen, dem Wunsch zu helfen und dem gleichzeitigen Gefühl der Hilflosigkeit. Es ist wichtig zu beachten, dass Geduld, eine friedliche Umgebung und emotionale Stabilität Ihre wichtigsten Partner im Kampf gegen die Depression in der Familie sind. Versuchen Sie, mehr über Depressionen zu erfahren und zögern Sie nicht, eine Fachperson zu kontaktieren.

Informationen zur Therapie einer Depression

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Selbsthilfegruppen bei Depression

Es gibt einige positive Wirkungseffekte von Selbsthilfegruppen, die bei Depressionen und anderen Erkrankungen nachgewiesen werden konnten. Diese machen Sie zu einem guten Unterstützungstool für Menschen aller Altersklassen und Lebenslagen.

Selbsthilfegruppen bieten einen niederschwelligen Zugang für Betroffene, d. h. man muss keine besonderen Anforderungen oder Tests erbringen, um teilnehmen zu dürfen. Selbsthilfegruppen zeichnen sich in erster Linie durch den gegenseitigen Erfahrungsaustausch aus; mit Anderen über die eigene Erkrankung und den Umgang hiermit zu sprechen, steht im Mittelpunkt – eine für die Teilnehmer oftmals neue Erfahrung, die hierbei in einem geschützten Rahmen stattfinden kann. Die Gruppen können sowohl geführt als auch ungeführt stattfinden; sie kann also mit und ohne Fachpersonal durchgeführt werden.

Falls Fachpersonal dabei ist, werden hier oftmals Fachinformationen eingebracht, das Evaluieren der jeweiligen Probleme der Teilnehmer:innen wird allerdings eher von den einzelnen Teilnehmenden übernommen – deshalb auch der Name „Selbsthilfe“; dies grenzt die Gruppen klar von Gruppentherapie ab. Um die Vertraulichkeit und Professionalität muss man sich dennoch nicht sorgen; es gibt immer Moderator:innen, die darauf achten, dass Grenzen zwischen den Teilnehmer:innen geachtet werden und aufgrund der Betroffenheit eines jeden Einzelnen erleben die Teilnehmer oftmals eine enorme Empathie und Hilfe, die ansonsten eher schwer zu bekommen ist.

Teilnehmer:innen schätzen an Selbsthilfegruppen vor allem, dass Ihnen das Gefühl genommen wird, mit Ihrer Krankheit alleine zu sein. Sie können andere Betroffene kennenlernen, sich austauschen, Erfahrungen im konkreten Umgang mit Ihrer Krankheit sammeln, Fachinformationen und Hilfe erhalten – und diese auch selbst geben. Die Selbstwirksamkeit und das Selbstbewusstsein der Teilnehmer:innen wird hierdurch wesentlich erhöht. Sie bekommen zunehmend das Gefühl, mit der Situation besser umgehen zu können und nicht mehr von ihr überrannt zu werden. Hilflosigkeitsgefühle werden reduziert.

Diese positiven Veränderungen nehmen zu im Laufe der Zeit; je häufiger und regelmäßiger Teilnehmer:innen ihrer Gruppe beiwohnen, desto besser wird der Umgang mit der Krankheit, desto lebensmutiger und weniger isoliert, selbstbewusster, einflussreicher fühlen sich die Teilnehmenden. Gerade bei langjähriger Teilnahme ist eine erhöhte Stressresistenz und Gelassenheit beobachtbar. Tatsächlich können Selbsthilfegruppen einen ähnlich wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden leisten wie Familie oder Partner:innen.

Trotz aller positiver Hilfestellungen, die eine Selbsthilfegruppe bieten kann, ist es wichtig zu wissen, dass Sie keine Alternative zur medizinischen Behandlung darstellen. Viel mehr eignen sie sich, wie auch Psychoedukation, als wirksames Werkzeug, um erfolgreicher mit der Krankheit Depression umzugehen.

Digitale Psychotherapie: jetzt informieren
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Selbsthilfegruppen bei Depression

Selbsthilfegruppen – ein etabliertes Unterstützungssystem

Selbsthilfegruppen sind eine beliebte Form der Unterstützung bei der Bewältigung einer breiten Palette von Problemen. Von Alkohol- und Drogenmissbrauch bis hin zu Fragen der psychischen Gesundheit oder der kulturellen Unterstützung. Natürlich gibt es auch Selbsthilfegruppen für Menschen, die an Depressionen leiden. Es ist wichtig zu beachten: Selbsthilfegruppen sind nicht dasselbe wie eine Gruppentherapie. Um als Therapie eingestuft zu werden, muss ein Gruppentreffen eine Menge Kriterien erfüllen, es muss eine Fachperson (normalerweise ein:e Psychotherapeut:in) anwesend sein, die speziell dafür ausgebildet ist, Gruppeninteraktionen zu beobachten und zu interpretieren. Allgemeine Selbsthilfegruppen hingegen sind in diesem Sinne weniger eingeschränkt. Die Teilnahme an einer solchen Gruppe ist keine offizielle Therapie per se, aber sie hat eine nicht zu unterschätzende therapeutische Wirkung.

Selbsthilfegruppen basieren auf dem Austausch von persönlichen Erfahrungen in Bezug auf das Ziel der Gruppe. Der Prozess findet in einer sicheren Umgebung statt. Sie können angeleitet werden oder nicht, aber die Darstellung und Diskussion von Problemen wird von den Teilnehmer:innen bestritten. Meistens ist dies für alle Beteiligten eine völlig neue Erfahrung. Es bringt häufig ein erhebliches Maß an Unbehagen und Unruhe mit sich, wenn Gefühle von Schuld, Scham, Wertlosigkeit, Kummer usw. mitgeteilt werden. Gerade, weil sich jede:r einbringt, sich „unwohl“ fühlen darf und positives Feedback bekommt, entsteht ein großes Gefühl der Empathie und Kameradschaft.

 

„Fremde“ als ideale Unterstützung

Manche Menschen würden argumentieren, dass es besser ist, sich einfach mit einer Freundesgruppe oder der Familie auszutauschen. In der Tat ist es vorteilhafter als es klingt, sich gegenseitig fremd zu sein. Möglicherweise ist es beides: unangenehmer, aber auch vorteilhafter. Die Dynamik, die man beim Austausch mit der Familie bekommt, kann sehr hilfreich sein. Folgender Nachteil ist jedoch nicht auszuschließen: die Gespräche bleiben in demselben geschlossenen Kreis stecken, in dem keine neuen Informationen oder Perspektiven erschlossen werden können. Manchmal ist es einfacher, Probleme mit Menschen zu besprechen, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben und keine Angst haben müssen, dass jemand besorgt oder übermäßig emotional ist. Die Art des Feedbacks, das man von emotional verbundenen Menschen erhält, ist anders als das von Fremden. Einige Teilnehmer:innen bevorzugen auch aufgrund schlechter familiärer Beziehungen die Selbsthilfegruppe, die ihnen außerdem das Gefühl gibt, weniger allein mit ihrem Zustand zu sein.

Menschen, die unter psychischen Problemen leiden, schämen sich manchmal und glauben, dass ihre Situation zu schlimm ist, um darüber zu sprechen. Diese Erfahrung mit jemandem zu teilen, der dasselbe durchmacht, ist ein Augenöffner, denn die Menschen bekommen viele Geschichten zu hören. So können sie sich mit den meisten anderen Teilnehmer:innen identifizieren und fühlen sich weniger als „Sonderling“. Sie können sich austauschen, Erfahrungen im Umgang mit ihrer Erkrankung sammeln, Fachinformationen und Hilfe erhalten – und selbst geben. Das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen der Teilnehmer:innen kann deutlich gesteigert werden. Sie bekommen zunehmend das Gefühl, mit der Situation besser umgehen zu können und nicht mehr damit überfordert zu sein. Gefühle der Hilflosigkeit werden abgebaut.

 

Inspiration aus der Gruppe

Depressionen sind meist mit Gefühlen von Wertlosigkeit, fehlendem Selbstvertrauen, Schwäche etc. verbunden. Während der Zeit in einer Selbsthilfegruppe befinden sich die Teilnehmer:innen in zwei sehr therapeutischen Positionen. Auf der einen Seite, derjenige zu sein, der sich mitteilt und sich Dinge von der Seele redet und Trost erhält. Auf der anderen Seite können sie selbst – oft unerwartet – eine Inspiration für jemand anderen sein. Dank zu erhalten, von einem Fremden als nützlich und wertgeschätzt beurteilt zu werden: das sind oft kraftvolle Veränderungen im Blick auf sich selbst und inspirierendes Feedback, das die Selbstakzeptanz und Wertschätzung vorantreibt.  Diese Erfahrung hat eine große Kraft und ist in einem normalen Umfeld nur schwer zu finden.

Diese positiven Veränderungen nehmen im Laufe der Zeit zu. Je häufiger und regelmäßiger die Teilnehmer:innen ihre Gruppe besuchen, desto besser der Umgang mit der Depression, desto fröhlicher und weniger isoliert, desto selbstbewusster, desto einflussreicher fühlen sich die Teilnehmer:innen. Dies gilt insbesondere für die Teilnahme über lange Zeit, die eine erhöhte Stressresistenz und bessere Gelassenheit zeigen. Tatsächlich können Selbsthilfegruppen einen ähnlich wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden leisten wie die Familie oder Partner:innen das können.

Trotz aller positiven Unterstützung, die eine Selbsthilfegruppe bieten kann, ist es wichtig zu wissen, dass sie keine Alternative zur medizinischen Behandlung ist. Sie ist vielmehr als effektives Instrument für Betroffene geeignet, um erfolgreicher mit der eigenen Erkrankung umzugehen.

Vielleicht ist der Gedanke an eine Selbsthilfegruppe zu beängstigend oder es gibt keine solchen Gruppen in Ihrer Umgebung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie eine Gruppe finden können, der Sie sich anschließen und deren positive Auswirkungen Sie erleben können. Sogar das Lesen von Protokollen von Selbsthilfegruppen hat eine positive Wirkung.

 

Ehrenamtliche Mitarbeit

Einer Freiwilligenorganisation beizutreten oder sich an einem selbst gewählten Ort ehrenamtlich zu engagieren, kann eine hilfreiche und tiefgreifende Erfahrung sein. In Zeiten, in denen Sie sich schwach und traurig fühlen, kann das Verschenken Ihrer Freizeit oder Ihrer Fähigkeiten an jemanden in Not helfen, die Selbstwahrnehmung und Moral zu steigern. Egal, ob es sich um Ihre örtliche Kirche, ein Obdachlosenheim, eine Suppenküche oder ein Tierheim handelt, es wird Ihnen eine gewisse Ablenkung von schlechten Gedanken verschaffen, Aktivität fördern und zu einer von Empathie geprägten Interaktion mit Menschen (oder Tieren) führen, die ebenfalls harte Zeiten in ihrem Leben zu bewältigen haben.

 

Selbsthilfe mit edupression: jetzt informieren
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Wege aus der Depression

Der erste Schritt, um aus einer Depression heraus zu finden, ist für viele Betroffene einer der schwersten: das Zulassen und Annehmen der Diagnose Depression. Die Schwierigkeit, diese Erkrankung zu akzeptieren, hat mehrere nachvollziehbare Gründe.

Häufig werden die erlebten Symptome nicht mit einer Depression in Zusammenhang gebracht. Körperliche Schmerzen, Gereiztheit und Müdigkeit sind Phänomene, die nicht zwingend mit einer depressiven Episode verbunden werden. Ein weiterer Grund weshalb sich viele Patient:innen so lange wie möglich von dieser Diagnose abzugrenzen versuchen, ist die Unerfahrenheit mit dem Thema „psychische Erkrankung“.

Psychische Instabilität assoziiert man mit äußerst unangenehmen Bildern, die  bedrohlich sind und Angst machen. Daher ist das Thema Depression heute noch immer ein gesellschaftliches Tabu. Dass jeder vierte Mensch einmal im Leben an dieser Erkrankung leiden wird, überrascht. Wer die Diagnose akzeptiert, ernst nimmt und mit Depressionsspezialist:innen zusammenarbeitet, wird schnell erkennen, dass diese Erkrankung gut erforscht und gut behandelbar ist. Es gibt viel Wissen über wirksame medikamentöse und psychologische Therapien. Dieses Wissen kann beruhigen und Sie vor allem auf den richtigen Weg führen – raus aus der Depression.

Wenn Sie bereit sind, diesen ersten Schritt zu tun, werden Sie sehr viel Unterstützung aus Wissenschaft, dem medizinischen Versorgungssystem, von verschiedenen Depressionsexpert:innen und auch sehr gerne von edupression vorfinden. In wissenschaftlichen Studien konnten viele unterstützende Faktoren belegt werden, die zweifelsfrei dabei helfen können, eine Depression zu überwinden. Dazu gehören neben Medikamenten auch bestimmte Formen von Psychotherapie, Aktivierungsprogramme sowie Bewegung. Je besser Sie über das Thema Depression Bescheid wissen, desto eher werden Sie die richtige Therapie wählen, die richtigen Depressionsspezialist:innen finden, ein erfolgreiches Therapieansprechen erleben und zu Ihrem alten Ich zurückfinden.

Tauchen Sie ein in die spannende Welt der Neurologie – die bei einer Depression wieder ins Gleichgewicht gebracht werden will. Lernen Sie, Symptome der Depression zu erkennen und richtig damit umzugehen. Wir stellen Ihnen in der edupression-App die verschiedene Schweregrade einer Depression sowie wissenschaftlich nachgewiesene Therapiemöglichkeiten vor, die Sie auch gleich umsetzen können. Lernen Sie die unterschiedliche Phasen der Behandlung kennen und welche Depressionsspezialist:innen für welche Therapie-Intensität geeignet sind. Stärken Sie mit einer Vielzahl von therapeutisch wirksamen Übungen Ihre innere Ausgeglichenheit, Ruhe und Konzentration.

Willkommen bei edupression – gemacht, um Depression zu bewältigen.

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Depression und körperliche Aktivitäten

Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, sind meist eher weniger an ausschweifender Bewegung und körperlichen Aktivitäten interessiert. Genau dies füttert jedoch die Depressionsspirale – tatsächlich sind körperliche Aktivitäten aller Art bestens dazu geeignet, den depressiven Symptomen entgegenzuwirken.

Als besonders wirksam haben sich hierbei u. A. Bewegung in der freien Natur und Gruppen- bzw. Mannschaftssport erwiesen. Auch Individualsport hat einige Vorteile, hierbei fehlen jedoch die soziale Komponente und das Zugehörigkeitsgefühl, die sich beide nochmals zusätzlich positiv auf das Selbstwertgefühl auswirken. Die Vorteile von Bewegung lassen sich auch durch neurobiologische Zusammenhänge wirksam nachvollziehen: Sport lässt, wie auch einige Antidepressiva, den Serotoninspiegel im Gehirn steigen, welcher sich positiv auf die Stimmung auswirkt. Ebenso veranlasst er den Körper dazu, Stresshormone abzubauen. Zusätzlich wirkt es sich auf die meisten Menschen positiv aus, sich körperlich betätigt zu haben – man hat „den inneren Schweinehund“ überwunden und dies erhöht die wahrgenommene Selbstwirksamkeit. Man lernt durch Bewegung, dass man trotz der Depression immer noch in der Lage ist, Aktivitäten erfolgreich zu bewältigen.

Möchten Sie gerne wissen, welche Intensitäten, Häufigkeiten und welche Sportarten genau sich am besten für die Vorbeugung und die Therapie von Depressionen eignen, probieren Sie doch unser Psychoedukationsangebot aus. Dort finden Sie detaillierte Informationen zu diesen Fragen und können auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Interessen eingehen.

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