Die gesundheitlichen Risiken nehmen mit steigendem Alter kontinuierlich zu. Ebenso wie für das körperliche Wohlbefinden stellt ein höheres Alter einen Risikofaktor für die psychische Gesundheit dar. Ab einem gewissen Alter erleben viele Menschen Veränderungen im Leben, die zu starken emotionalen Reaktionen führen können. Beispiele dafür sind: Das Ausscheiden aus dem Berufsleben, der Verlust der Ehepartnerin oder des Ehepartners, Einsamkeit oder körperliche Einschränkungen.
Stimmungsschwankungen bzw. depressive Verstimmungen werden oft übersehen, unterschätzt oder von körperlichen Symptomen überschattet. Depressionen sind keine definitive Folge des Alterns, jedoch sind depressive Symptome in der älteren Bevölkerung weit verbreitet und nehmen mit dem Alter zu. Eine Studie über Altersdepression, bei der 2850 Personen im Alter von mindestens 75 Jahren untersucht wurden, ergab, dass 31,1 % der Teilnehmenden depressive Symptome aufwiesen. Diese Zahl ist deutlich höher als in jüngeren Stichproben (60–75 Jahre).
Mit anderen Worten: Von 100 Menschen über 75 Jahren leiden 31 höchstwahrscheinlich unter einer depressiven Symptomatik. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 litten 3,4 % der Weltbevölkerung an einer Depression, was bedeutet, dass die Prävalenz von einer Depression bei älteren Menschen potenziell viel höher ist als in den anderen Altersklassen der Bevölkerung.
Depression im Alter erkennen
Depressive Beschwerden können sich bei älteren Menschen gut verstecken. Selbst bei regelmäßigen Arztbesuchen kommt es häufig vor, dass Depressionssymptome unerkannt bleiben. Schwächegefühl, Trägheit, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Traurigkeit: All diese Symptome können damit abgetan werden, dass sie ab einem bestimmten Alter ganz einfach zu erwarten sind. Die Betroffenen selbst unterschätzen oft die mögliche Schwere solcher Veränderungen. Unterdessen kann die Depression unerkannt bleiben und so zu einem ernsthaften Gesundheitsrisiko für einen älteren Menschen werden.
Physische Prädiktoren für Depression
- Eine schlechte körperliche Gesundheit: Während die Depression eine emotionale Reaktion auf die bloße Tatsache sein kann, dass man eine chronische Krankheit hat, kann sie auch ein Symptom einer Erkrankung sein, z. B. bei Krebs, Schilddrüsenproblemen, Vitaminmangel oder Infektionen.
- Eingeschränkte Mobilität und Unabhängigkeit: Manche körperlichen Erkrankungen führen zu dauerhaften Beeinträchtigungen, die die Hilfe von Angehörigen erfordern. Dies kann in der Folge zu dem Gefühl führen, eine Last zu sein.
- Verschreibungspflichtige Medikamente: Medikamente können Nebenwirkungen haben, die eine Depression auslösen können (z. B. Steroide, Schmerzmittel, Medikamente gegen hohen Blutdruck, usw.).Kognitive Beeinträchtigungen: Eine Studie aus dem Jahr 2004 kam zu dem Schluss, dass Depression und kognitive Beeinträchtigungen korrelieren und im Alter oft gemeinsam auftreten. Wenn eine ältere Person also beginnt, sich kognitiv zu verschlechtern, wird sie mit höherer Wahrscheinlichkeit auch depressiv werden.
Zusammenfassend ist es ratsam, dass alle älteren Menschen genau auf ihren mentalen Zustand achten. Eine mögliche Veränderung der mentalen Disposition kann ein Anzeichen für ein körperliches Problem sein und umgekehrt.
Depressiv durch Einsamkeit
Einsamkeit und soziale Isolation spielen in Bezug auf Depression eine große Rolle– die sozialen Bindungen sind im Alter oft reduziert. Je nach Region haben manche alte Menschen Schwierigkeiten, sich fortzubewegen, leben in abgelegenen Regionen oder haben schlichtweg die meisten Freunde bereits verloren. Verschiedene Faktoren können zu einer Isolation führen, die für die psychische Gesundheit nicht förderlich ist.
Wenn möglich, ist es für ältere Menschen ratsam, einen Weg zu finden, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Ob es sich dabei um ein Hobby handelt, unkomplizierte freundschaftliche Zusammenkünfte oder sogar die Anschaffung eines Haustieres – all das wird sich positiv auf den allgemeinen mentalen Zustand auswirken.
Persönliche Verluste im Leben sind unabhängig vom Alter schwierig. Im höheren Alter neigen diese Verluste jedoch dazu, in kürzeren Zeiträumen häufiger aufzutreten. Diese Häufung kann traumatisierend sein. Der Verlust des Ehepartners nach Jahrzehnten der Ehe, der Verlust alter Freunde, der Verlust eines Haustiers – nichts davon ist leicht zu verkraften. Darüber hinaus kann ein Verlust auch symbolischer Natur sein: ein bestimmter Lebensstil, körperliche Kraft und Gesundheit, kognitive Fähigkeiten, usw. All diese Formen des Verlustes können die Entstehung einer Depression fördern.
Maßnahmen gegen Depression im Alter
Die Hirnforschung konnte in den letzten Jahren deutlich zeigen, dass der Alterungsprozess und Stress die Neuroplastizität im Gehirn reduzieren, während körperliche Aktivität, abwechslungsreiche Umgebung und Lernen diese fördern. Deshalb ist körperliches Training eine der wenigen Methoden, die die Neuroplastizität schnell, einfach und effektiv verbessern können. Sport und Bewegung haben einen Einfluss auf die Wachstums-, Differenzierungs-, Überlebens- und Reparaturprozesse der Gehirnzellen.
„Sport treiben“ klingt oft überwältigend und ziemlich beängstigend, besonders für jemanden, der über 60 Jahre alt ist. Dabei ist es sehr empfehlenswert, das Herz-Kreislauf-System durch körperliche Aktivität aktiv und gesund zu halten. Folgende Aktivitäten sind bereits enorm effizient:
- ein Spaziergang in der Nachbarschaft oder im nahegelegenen Wald,
- Schwimmen im örtlichen Schwimmbad,
- leichtes und entspannendes Yoga,
- Gassi gehen mit dem Hund,
- Tanzen,
- v.m.
Ziehen Sie in Erwägung, sich einer lokalen Gruppe wie einem Verein, einer Sportgruppe oder Ähnlichem anzuschließen – das gesellige Beisammensein steigert nur den Nutzen der Aktivität selbst.
Ein weiterer Teil der körperlichen Gesundheit besteht darin, das Körpergewicht zu kontrollieren und eine gesunde Ernährung einzuhalten. Körpergewicht und Ernährung stehen in direktem Zusammenhang mit der Hormonregulation, der körperlichen Gesundheit und der Stimmung. Es ist ratsam, sich an Vollwertkost, gesunde Fette und viel Gemüse zu halten und dementsprechend frittierte Lebensmittel, Fast Food und jede Art von abgepackten „Snacks“ zu vermeiden.
Die Begrenzung des Alkoholkonsums und der Verzicht auf das Rauchen sind ebenfalls wichtige Punkte für eine gute geistige Gesundheit und körperliches Wohlbefinden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt eines gesunden Lebensstils ist das Trainieren des Gehirns. Wie schon erwähnt, stehen kognitive Beeinträchtigungen in engem Zusammenhang mit Depressionen, daher ist es entscheidend, das Gehirn regelmäßig zu „trainieren“. Genau wie bei den Muskeln im Körper gilt hier das Prinzip „use it or lose it“. Dieses Prinzip gilt besonders für ältere Menschen, die an Demenz oder Alzheimer leiden (oder gefährdet sind). Hier sind einige Möglichkeiten, das Gehirn zu trainieren:
- Reden – ein achtsames Gespräch zu führen ist anregend für das Gehirn
- ein Buch lesen
- ein Instrument spielen
- Gartenarbeit oder ein handwerkliches Hobby
- Rätsel und Kreuzworträtsel
Depression im Alter: Symptome erkennen
Einfach nur traurig oder gestresst zu sein, bedeutet jedoch nicht automatisch, dass man eine Depression hat. Die folgende Symptom-Liste soll dir helfen, deine Situation einzuschätzen.
- Gedrückte Stimmung – erkennbar durch Selbstwahrnehmung oder Beobachtung durch andere
- Verlust von Interesse an Tätigkeiten, die sonst Freude bereitet haben
- Übermäßige Müdigkeit/Energieverlust/Erschöpfung
- Gefühl der Wertlosigkeit/übermäßige oder unangemessene Schuldgefühle
- Wiederkehrende Gedanken an den Tod, Selbstmordgedanken oder tatsächliche Selbstmordversuche
- Vermindertes Denkvermögen, nachlassende Konzentrationsfähigkeit oder Unentschlossenheit
- Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung
- Schlaflosigkeit oder ein verstärktes Schlafbedürfnis/Tagesschläfrigkeit
- Deutlich gesteigerter oder verminderter Appetit und in der Folge Gewichtszunahme oder Gewichtsverlust
Altersdepression: Was tun?
Die oben erwähnten Änderungen des Lebensstils werden nicht als klinische Interventionen eingestuft, sind aber ebenso wichtig und wirksam, wenn es um die psychische Gesundheit geht. Die zwei wichtigsten Behandlungsoptionen der Depression sind: Psychotherapie und Medikamente.
Antidepressiva: Diese Art von Medikamenten wirkt auf biochemischer Ebene, indem sie die Produktion und Umsetzung bestimmter Chemikalien im Gehirn verbessert. Antidepressiva brauchen Zeit, um zu wirken (ca. 4–6 Wochen) –in dieser Zeit können sich Faktoren wie Schlafqualität, Appetit oder Konzentration schrittweise verbessern, bevor sich die depressive Stimmung vollständig hebt. Manchmal beginnen Menschen, sich besser zu fühlen und beschließen, ihre Medikamente abzusetzen oder die Dosis zu verringern, ohne ihren Arzt zu konsultieren. Dies ist nicht empfehlenswert, da es zu Entzugserscheinungen oder einer Rückkehr der Depression führen kann.
Eine Studie aus dem Jahr 2005 über den Einsatz von Antidepressiva bei älteren Menschen kam zu dem Schluss, dass eine vierwöchige antidepressive Behandlung wahrscheinlich schon eine erste positive Wirkung zeigt. Um einen Rückfall und ein Wiederauftreten der Depression zu verhindern, sollte die Medikation nach einem guten Ansprechen bis zu sechs Monate lang fortgesetzt werden.
Psychotherapie: In der Regel kann eine Psychotherapie entweder als alleinige Behandlungsmethode oder in Kombination mit einer medikamentösen Behandlung eingesetzt werden. Es gibt verschiedene Arten der Psychotherapie, die sich in folgende Gruppen einteilen lassen:
- Evidenzbasierte Therapien: Dazu zählt die KVT (kognitive Verhaltenstherapie), die an der Veränderung von ungesunden Denkmustern ansetzt.
- Psychodynamische Therapien: Beschäftigen sich mit den Erfahrungen und Beziehungen einer Person, sowie den emotionalen Reaktionen darauf.
Unabhängig von der Art der Therapie, solltest du eine ausgebildete und zertifizierte Fachperson finden, der dir oder deiner/deinem Angehörigen bei der Bewältigung der Depression hilft.
Auch die digitale Psychotherapie kann eine geeignete Methode zur Bewältigung depressiver Symptome sein – selbst für ältere, weniger technikaffine Menschen. Informiere dich gerne auf unserer Webseite darüber.
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